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Projekt gefördert mit Mitteln der Europäischen Union, Programm LEONARDO DA VINCI

Nationale Agentur:

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Berufliche Bildung in der EU

Mit der Lissabon-Strategie von 2000 ist die Europäische Union angetreten, bis 2010 zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensgestützten Wirtschaftsraum der Welt zu werden. Hauptfelder sollten die Erneuerung und Nachhaltigkeit in den Feldern Innovation als Motor für Wirtschaftswachstum, die Wissensgesellschaft und soziale Kohäsion und Umweltschutz sein. Bildung wurde dabei als ein zentraler Schlüssel zur Erreichung der Ziele angesehen. Auch die aktuelle Strategie der EU „Europa 2020” nennt als eine ihrer drei Prioritäten die „Entwicklung einer auf Wissen und Innovation gestützten Wirtschaft”.

Obwohl jedes EU-Land selbst über seine nationale Bildungspolitik entscheidet, wurden seit Lissabon die Anstrengungen verstärkt, gemeinsame Rahmenbedingungen zu schaffen, um die Transparenz und Vergleichbarkeit der Bildungssysteme und damit auch der erworbenen Qualifikationen und Kompetenzen zu erhöhen. Damit soll die Mobilität von Lernenden und Berufstätigen innerhalb des europäischen Raums gefördert werden.

Das „Arbeitsprogramm allgemeine und berufliche Bildung 2010” aus dem Jahre 2002 schuf die Grundlage für die neue politische Kooperation und die Voraussetzungen für die weitere Entwicklung der allgemeinen und beruflichen Bildung innerhalb der Europäischen Union.

Eine wesentliche Grundlage für die weitere Gestaltung der Zusammenarbeit in der beruflichen Bildung ist die Kopenhagener Erklärung von 2002, die gemeinsam von den Bildungsministern von 31 europäischen Ländern, den Sozialpartnern und der Europäischen Kommission verabschiedet wurde. Als wesentliche Ziele formulierten sie die Stärkung der europäischen Dimension der beruflichen Bildung, eine Verbesserung der Transparenz der nationalen Ausbildungssysteme und der vorhandenen Berufsabschlüsse, die Entwicklung gemeinsamer Instrumente zur Qualitätssicherung und Grundsätze zur Anerkennung informell und non-formal erworbener Qualifikationen.

Um die Ziele zu realisieren, wurden ein Koordinierungsgremium und die drei thematischen Arbeitsgruppen Transparenz, Qualitätssicherung und Leistungspunktesystem eingerichtet. In Nachfolgekonferenzen (Maastricht 2004, Helsinki 2006, Bordeaux 2008) wurden die Ergebnisse vorgestellt und die Fortsetzungsmaßnahmen vereinbart.

Lebenslanges Lernen bedeutet u. a., dass die Wertigkeit non-formal und informell erworbener Qualifikationen und Kompetenzen zunimmt, und die Aus- und Weiterbildung sich zunehmend stärker an den Lernergebnissen (learning outcomes) und weniger an formalen Bildungswegen orientiert. Deshalb wurden auch gemeinsame europäische Prinzipien zur Identifizierung und Validierung non-formal und informell erworbener Lernergebnisse entwickelt. Die Umsetzung in praktizierbare Verfahren ist zurzeit noch nicht abgeschlossen.

Im Mai 2009 begrüßte der Europäische Rat die Fortsetzung der Zusammenarbeit in der beruflichen Bildung. In seinen Schlussfolgerungen zum Rahmenkonzept der Europäischen Kommission werden folgende strategische Ziele bis 2020 genannt: die Verwirklichung von lebenslangem Lernen und Mobilität, die Verbesserung von Qualität und Effizienz der allgemeinen und beruflichen Bildung, die Förderung der Gerechtigkeit, des sozialen Zusammenhalts und des aktiven Bürgersinns und die Förderung von Innovation und Kreativität.

Aus den vielfältigen Aktivitäten im Bereich der beruflichen Bildung resultieren verschiedene Instrumente, die bereits umgesetzt sind oder sich in der Umsetzungs- bzw. Erprobungsphase befinden. Dazu gehören:

EUROPASS

Mit dem europass ist ein Instrumentarium entwickelt worden, dass den Menschen erleichtern soll, ihre im In- und Ausland gemachten Erfahrungen und Kompetenzen zu dokumentieren und darzustellen. Er vermittelt ein umfassendes Gesamtbild der Qualifikationen, vereinheitlicht die unterschiedlichen nationalen Darstellungsformen und erleichtert so die Vergleichbarkeit im europäischen Kontext. Damit sollen Bewerbungen auch im Ausland vereinfacht werden. Insgesamt gibt es fünf Dokumente: den europass Lebenslauf, den europass Sprachenpass (Dokumentation von Sprachkenntnissen), den europass Mobilität (Dokumentation von Lern- und Arbeitserfahrungen in Europa) den europass Diploma Supplement (Erläuterung zum Hochschulabschlusszeugnis) und den europass Zeugniserläuterungen (Erläuterungen zum Berufsabschlusszeugnis).

ECVET

Der Ansatz von ECVET (European Credit System of Vocational Education and Training) beruht auf dem Konzept von Lernergebnissen: Künftig soll es nicht mehr darum gehen, wie lange jemand etwas wo gelernt hat, sondern welche Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen er oder sie erworben hat. Diese werden als Lernergebnisse bezeichnet. Im Rahmen von ECVET sollen diese Lernergebnisse zu Lerneinheiten (Units) zusammengefasst und mit Leistungspunkten belegt werden.

Zunächst werden in einer Pilotphase bis 2012 die notwendigen Strukturen aufgebaut und einzelne Elemente des Systems im Rahmen von Pilotprojekten in der Praxis getestet. Schwerpunkt soll zunächst das formelle Lernen sein. Ab 2012 erfolgt die schrittweise Anwendung und Nutzung des Systems auf die berufsbildenden Qualifikationen. 2014 werden die bis dahin gewonnenen Erfahrungen evaluiert, um auf Basis dieser Bewertung ggf. Anpassungsprozesse einzuleiten.

EQR

Mit dem Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR) wurde ein gemeinsamer europäischer Referenzrahmen entwickelt, um die in unterschiedlichen Ländern erworbenen Qualifikationen besser vergleichen zu können. Wie auch die anderen Instrumente soll er die grenzüberschreitende Mobilität von Bürgern fördern und deren lebenslanges Lernen unterstützen.

Der EQR enthält acht Referenzniveaus (1-8, 8 entspricht dem höchsten Level), die sämtliche Qualifikationsniveaus der allgemeinen und beruflichen Aus- und Weiterbildung (einschließlich der akademischen) umfassen. Sie beschreiben Lernergebnisse, die in drei Kategorien unterteilt sind: Kenntnisse, Fähigkeiten und Kompetenzen.

Zurzeit wird in den meisten EU-Ländern an der Umsetzung auf nationaler Ebene gearbeitet. Der deutsche Qualifikationsrahmen unterscheidet zwei Hauptkategorien, die wiederum unterteilt sind: Fachkompetenz in Wissen und Fertigkeiten sowie Personale Kompetenz in Sozial- und Selbstkompetenz.

ESCO

Die Initiative „Neue Kompetenzen für neue Beschäftigungen” wurde im Dezember 2008 von der EU-Kommission gestartet, um die Verbindung zwischen den Bildungssystemen und der Arbeitswelt zu verstärken. Eine der Konsequenzen ist der Aufbau des Internetportals ESCO (European Skills, Competences and Occupations taxonomy = Taxonomie der Fähigkeiten, Kompetenzen und Berufe in Europa), das Kompetenzen und Qualifikationen von Arbeitssuchenden mit den vorhandenen Arbeitsplatzangeboten verbinden und so die Arbeitssuche in Europa erleichtern soll.

Es soll zur Verbesserung der von EURES (EURopean Employment Services, gegründet 1993) bereit gestellten Dienstleistungen beitragen.

EQARF

2009 verabschiedeten Europäischer Rat und Parlament gemeinsam die Empfehlung zur Einrichtung des EQARF (European Quality Assurance Reference Framework for Vocational Education and Training). Ziel ist es, anhand von zehn so genannten Referenzindikatoren die Fortschritte bei der Qualitätssicherung auf der Ebene der nationalen Bildungssysteme und der Bildungsanbieter zu messen und abzubilden.

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